Seit geraumer Zeit habe ich die Faszination von handgefärbter Wolle für mich entdeckt. Die Freude am Spiel mit Farbe und das Experimentieren mit diversen Färbetechniken hat mich in den Bann gezogen. Farbe nun nicht nur auf eine Fläche zu bannen, sondern in ein künftiges Gewebe fließen zu lassen, dass sich zuletzt tragen lässt finde ich einen wunderbaren Gedanken. Nun schmückt Farbe nicht nur den Raum und die Wand, sondern die tragende Person selbst.
Gleichzeitig wird die Farbe von der Erhöhung der Kunst gelöst und muss nun nicht gewichtig und vielsagend sein, sondern kann viel mehr einfach nur sich selbst verkörpern. Das heißt, ich befreie meine Farbenwelt von großen Erwartungen und freue mich an ihrer Schönheit und schlichter Existenz.
In einen Wollstrang kann ich nun die Erinnerung an eine vergangene Rosenblüte einfangen, ohne kitschig zu sein. Oder die Betrachtung eines Morgenhimmels in ein künftig handgearbeitetes Tuch fließen lassen.
Auf diese Weise wird Kunst wahrhaft nahbarer. Denn was kann näher sein als Farbe, die auf bloser Haut getragen wird.
Vielleicht lässt sich der eine oder andere von dieser Farbenwelt faszinieren, das würde mich sehr freuen.
Sonja Rieck